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Teil 8: Die Kraft der zwei Kerzen - Motor regenerieren (Montage)

Der kalte Winter hat leider auch mein kleines Projekt hart getroffen. Selbst mit Gas-Heizung war es nicht möglich, in der Garage Arbeitstemperaturen von mehr als 5°C zu erreichen. 
Somit ruhte die Jawa bis Mitte März im Winterschlaf. Alles was ich bis dahin geschafft hatte, war den Motor Glasperl-Strahlen zu lassen und die nötigen Ersatzteile zu besorgen. Außerdem wurden noch ein paar Kleinigkeiten gerichte. So wurde z.B. das Tacho komplett restauriert und der Rest der Elektrik angeschlossen.

Mit den ersten warmen Wochenenden ging es dann aber wieder los. Zunächst wurden mal die Lager erneuert was ohne nennenswerte Komplikationen geglückt ist. Dann kamen Getriebe und Schaltung wieder rein und die Gehäusehälften wurden provisorisch verschr... ähem, moment, klemmt wohl noch was ... äh was denn jetzt los? Wieso geht die verdammte Schraube nicht weiter rein? Wieso geht _keine_ Schraube mehr _irgendwo_ rein?
Ein kurzer Blick in die entsprechenden Bohrlöcher offenbahrte grausiges. Beim Strahlen hatte es keiner für nötig erachtet, die Bohrungen für die Schrauben zu verschließen. Jetzt klebte tief unten überall ein pappiges Gemisch aus Dreck, Glas und Öl der es unmöglich machte, die Schrauben wieder rein zu drehen. Auch Waschen, Rumstocheren und Auspusten halfen nix. Das Zeug verteilte sich in jedes noch so kleine Ritzchen. Verdammte Schei....! Wie bekomm ich das denn nun wieder hin?

Nach verschiedenen erfolglosen Versuchen mit kleinen Bürstchen und Drähtchen kam ich auf die Idee, mir Druckluft-Spraydosen zu holen. Bei einem kurzen Blick auf Preis und wahrscheinlich nötige Menge ist es dann doch der Druckluft-Kompressor geworden.
Mit diesem und einem Satz Gewindebohrer war das Problem 150,- Euro und 8 Stunden später dann behoben. OK, das haken wir mal unter "Erfahrung" ab.

Weiter ging es also. Getriebe wieder rein, Motor zusammen und Getriebe testen. Klemmt. Alles wieder raus, justieren, nachbessern, zusammenbauen und ... klemmt. Verdammt, was ist da los? Weitere drei Versuche später entpuppte sich ein kleiner Grat an der Schnecke für den Tachowellenantrieb als Übeltäter. Mit einer kleinen Feile wurde der entfernt und - tada! - läuft.
Während der ganzen Zusammenschrauberei fiel dann auch der Entschluß, diese verfluchten ausgenuddelten Schlitzschrauben gehen was vernünftiges auszutauschen.
Ein paar Tage später waren die Schrauben da und es ging mit der Montage weiter. Das Aufziehen der Kurbelwelle war dank Aufzieher ebenfalls völlig problemlos. Wie gut das man mittlerweile wieder das eine oder andere Spezialwerkzeug kaufen kann.

Nachdem die "Innereien" des Motors alle wieder da waren, wo sie hin gehörten, kamen die Teile die sich hinter den Seitendeckeln verbergen dran. Als erste mal das Primärritzel und der Kupplungskorb. Da die Primärkette zu wenig Spiel hat muss man alle drei Teile gleichzeitig montieren. Nach etwa 20 Minuten war dann der Antrib wieder drauf. Genau in dem Moment seh ich dann den Wellendichtring für die Kurbelwelle auf der Werkbank liegen. Aahhhh! Also alles wieder auf Start. Ritzel und Kupplung wieder runter, Dichtring drauf, Ritzel und Kupplung wieder drauf. Ich muss lernen mich besser zu konzentrieren ...
Der Einbau des Kickstartersegmentes war dann wieder mal eine Geduldsprobe. Da die Feder ja vorgespannt sein muss braucht man eigentlich drei Hände. Nach Versuch Nummer 1035 und 4 eingeklemmten Fingern hat aber auch dieses kleine fiese Ding seinen Kampf verloren gehabt.
Auf der anderen Seite wanderte die Lichtmachine wieder an ihren angestammten Platz und das Antriebsritzel sowie der Kupplungsautomat ergaben sich ebenfalls widerstandslos ihrem Schicksal.

Den größten Bammel hatte ich eigentlich vor der Montage der Kolben und Zylinder - zu Recht wie ich später merken sollte. Ich hatte ja bereits einen Zweitmotor erworben und zerlegt. Dieser sollte als Spender von Kolben und Zylinder dienen da die vom eigentlichen Motor hinüber waren. Also wurden die frisch gestrahlten Zylinder schön gereinigt, mit schwarzem Lack versehen und auf die recht einfach zu montierenden Kolben gestülpt. Nunja, so der Plan. Leider wollten die Zylinder um keinen Preis auch nur einen Millimeter über die Kolben drüber. Gewalt schied aus, schließlich müssen die Dinger ja klemmfrei sitzen. Nach X Versuchen und kurz vorm Verzweifeln kam mir dann ein leiser Verdacht. Aus der Ersatzteilkiste zog ich das andere Paar Zylinder raus und - tada - passt auf Anhieb. Na wie gut dass das Reinigen und Lackieren nur ne Stunde gedauert hat. Also geschwind das richtige Zylinderpaar hergerichtet und drauf damit. Und nachdem beide Zylinder und die Köpfe drauf und fest waren, sah ich es wieder. Es war dunkelgrau, aus Papier und mit Graphit beschichtet. Es war die Zylinderfußdichtung. Wie war das mit dem Konzentrieren. Naja, also wieder runter mit den Zylindern, Dichtung dazwischen und alles wieder zusammengeschraubt.