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Teil 2: Rahmen ausbessern

Nachdem der Rahmen nun von allen Anbauteilen, Schrauben und Lagern befreit auf der Werkbank stand, konnte man recht gut abschätzen was alles zu tun wäre. Zunächst mal waren da die beiden Platten der Motoraufhängung. Die ausgebrochenen Bohrungen waren nicht zu reparieren, also mussten neue Platten her. Die anderen Stellen würden sich durch Anschweißen entsprechend nachgefertigter Bleche wohl ausbessern lassen.
Und da war schon das erste Problem: Stahlblech. Als Hobby-Bastler hat man alles mögliche in seiner Werkstatt, nur 2,5 mm bzw. 2 mm starkes Stahlblech war nirgendwo zu finden. Auch die ortsansässigen Baumärkte waren wenig ergiebig. Highlight war ein "Wie, Wo, Was" Mitarbeiter der mir statt 2,5 mm Stahlblech tatsächlich 1,5 mm Aluminiumblech andrehen wollte. "Das geht auch! Das ist robust!". Auf meine Frage, ob er schon mal einen 50 kg schweren Motorblock an einem Stück Alu-Folie hätte hängen sehen, verneinte er etwas beleidigt und ergänzte "Dann müssen Sie mal in einer Autowerkstatt nachfragen. Die haben sicher was da".
Soo schlecht klang die Idee mit der Werkstatt gar nicht. Zwei Autohändler und einen Motorrad-Dealer später hatte ich meine Meinung dazu dann geändert. Am lustigsten war der Besuch beim Ducati-Händler. Abgesehen davon, dass der Mechaniker so derbe schwäbelte dass ich nur jedes 5 Wort verstanden habe, war das Highlight: "Dös hamma nimma. Dös wid au goanima noagfragt." - Klar, wer fragt auch schon nach Stahlblech bei ner Karre, bei der das Bordwerkzeug aus einem Schraubenzieher besteht.

Blieben noch diverse Metallbuden und Schlossereien. Ich hatte mir schon Nummern und Adressen rausgesucht als mir der Zufall etwas nachhalf. Wärend ich darauf wartete, dass der eben in der Waschanlage per Hochdruckreiniger von Öl und Dreck befreite Rahmen etwas abtropfte, sah ich sie. 3 wunderschöne, alte, völlig ausgeschlachtete Volvo-Oldtimer Karossen vor einer kleinen Autowerkstatt stehen. An den alten Volvo-Schrauber an der Waschanlage hatte ich gar nicht mehr gedacht. Das Tor war offen, also ging ich rein.
Zwei Tage, eine Flasche Rotwein und ein paar lustige Gespräche später hatte ich 3 auf handliche Größe zugeschnittene Stahlbleche in der Hand und auch jemand, der mir selbige dann an den Rahmen schweißen würde. Tja, so einfach kann es manchmal sein.

Nicht ganz so einfach war dann die Wahl des passenden Werkzeugs. Meine Werkstatt ist zwar ganz gut ausgerüstet für alles was man so schrauben kann, allerdings bearbeite ich für gewöhnlich keinen Stahl. Dass ich mit meinem BOSCH Bohrhammer und der Stichsäge nicht wirklich was hinbekommen würde war mir klar. Ich brauchte mindestens noch eine "normale" Bohrmaschine und einen Satz guter Feilen.
Einige Baumärkte und eine nicht genannt werden wollende, 3-stellige Summe später hatte ich dann neben der Ständerbohrmaschine auch noch den Schleifbock sowie einen Satz High-Tech Feilen für meine gut sortierte Werkstatt. Irgendwie sind Baumärkte für Männer eben doch das, was Schuhgeschäfte für Frauen sind.

An einem Samstag Nachmittag war's dann soweit. Mit Säge, Feilen, Hammer und Bohrmaschine ging es dem Stahlblech an den Kragen. Nach 3 Stunden hatte sich eine der Stahlblechplatten in 3 ganz passable Ersatzteile verwandelt.

Fehlt nur noch das Ausfeilen der Bohrungen (ich hatte beim Shoppen die Rundfeile vergessen) und dann können die kleinen Schmuckstücke angeschweißt werden.

Das mit dem Schweißen haben ein paar nette junge Türken in einer Mietwerkstatt erledigt. Mit etwas Glück wird es sogar halten. Der alte Volov-Schrauber hatte leider so kurzfristig keine Zeit dafür.
Direkt nach dem Schweißen bin ich mit Rahmen, Schwinge und allen noch einigermaßen brauchbaren Blechteilen zu einem Sandstrahl-Profi gefahren. Der hat nur einen kurzen Blick auf den Berg Altmetall geworfen und sagte 80,- Euro. Außerdem bot er mir an, die Teile gleich mit einer Grundierung zu versehen. Nachdem ich mir ein paar andere, bereits grundiert Motorradteile angesehen habe (super Qualität!) sind wir uns mit 110,- Euro für Strahlen und Grundieren einig geworden.

Damit ist nun zumindest die Basis für den Wiederaufbau geschaffen. Jetzt geht es ans Besorgen von Ersatzteilen und das ist gar nicht so einfach wie gedacht.